Bhutan: Wo das Glück der Einwohner an oberster Stelle steht

Es ist ein kleines Königreich im östlichen Himalaya, gelegen zwischen China und Indien. Bhutan gilt als das neue Reiseziel in Südasien, das man unbedingt gesehen haben muss, sei es für eine spirituelle Reise oder ein Wanderabenteuer. Wir stellen Ihnen die außergewöhnliche Lebensphilosophie der Bhutaner vor!

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Bis zum Jahr 1972 durften Auswärtige das Königreich nicht einmal betreten. Mittlerweile hat sich einiges geändert. Dennoch ist Bhutan alles andere als ein von Touristen überlaufenes Urlaubsziel! Das überwiegend buddhistische Land hat heute rund 800 Tausend Einwohnern und empfängt Reisende im Rahmen eines verantwortungsvollen Tourismus. Der Schutz der Natur nimmt eine besondere Stellung in der Gesellschaft ein, da er als einer der vier Faktoren zum Glücklich-Sein angesehen wird. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem Konzept für nationale Zufriedenheit?

Was ist das Bruttonationalglück?

Anfang der 70er-Jahre erklärte der vierte König Bhutans, dass die Anhäufung von materiellem Reichtum nicht zwangsläufig zu Glück führen muss. Auf dieser Feststellung basierend, wurde das Konzept des sogenannten Bruttonationalglücks entworfen. Diesem kommt in Bhutan eine höhere Bedeutung als dem Bruttoinlandsprodukt, sprich der Wirtschaft zu. Es existieren vier Faktoren, die für ein glückliches Leben verantwortlich seien sollen. Diese “Säulen des Glücks” umfassen eine gerechte Entwicklung der Gesellschaft und der Wirtschaft des Landes, die Bewahrung des kulturellen und geistigen Erbes, der Schutz der Umwelt sowie eine gute Regierungsführung. Das königliche Gross National Happiness Centre forscht außerdem kontinuierlich, wie sich die Lebensqualität und damit das Bruttonationalglück der Einwohner steigern lässt. So soll das Land modernisiert und vorangebracht werden. Obwohl Bhutan zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, werden die Einwohner häufig als die glücklichsten weltweit bezeichnet.

Sogar in der Verfassung des Königreiches ist das Glück der Bhutaner seit dem Jahr 2008 als Staatsziel festgeschrieben, welches im Vergleich zur Wirtschaft Priorität besitzt. Auch der Umweltschutz ist in der Konstitution vermerkt, welcher ebenfalls über allen wirtschaftlichen Aktivitäten steht. Es ist gesetzlich verankert, dass mindestens 70 Prozent Bhutans bewaldet bleiben müssen. Momentan sind es tatsächlich knapp 80 Prozent. Außerdem hat sich die Regierung zu einer CO2-Neutralität verpflichtet, was bedeutet, dass nicht mehr Kohlenstoff entstehen darf, als dass absorbiert werden kann. Im Jahr 2013 wies Bhutan sogar eine negative Bilanz auf.

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Das Königreich verfügt über eine außergewöhnliche Tier- und Pflanzenvielfalt, die vor einem Massentourismus geschützt werden muss. Reisen in das Land müssen deshalb über einen lizenzierten bhutanischen Reiseveranstalter oder einer ihrer internationalen Partner gebucht werden. Außerdem ist die Beantragung eines Visums zur Einreise nötig. Die Tourismusunternehmen organisieren den gesamten Aufenthalt im Land. Die Kosten von 200 oder 250 US-Dollar pro Tag in Bhutan (die Summe ist vom Reisemonat abhängig) beinhalten eine mindestens 3-Sterne-Unterkunft, die Verpflegung, einen erfahrenen Gästeführer und den Transport innerhalb des Landes. Pro Tag ist außerdem eine weitere Gebühr in Höhe von 65 US-Dollar zu entrichten. Dieses Geld wird für die nachhaltige Entwicklung Bhutans, eine kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung sowie die Armutsbekämpfung verwendet.

Häufig wird in Bezug auf das buddhistische Land behauptet, dass eine Obergrenze für Touristen, die Bhutan besuchen dürfen, existiere. Dies ist jedoch nicht der Fall! Die Regierung versucht lediglich, mithilfe der zu zahlenden Tagesgebühren, ausschließlich verantwortungsbewusste und anspruchsvolle Reisende anzuziehen, die der Kultur und den Werten der Einheimischen mit Respekt begegnen. Aufgrund Bhutans Engagement für den Erhalt der Natur bekam das Land im Jahr 2018 den Preis Sustainable Destinations’ Earth Award verliehen.